Deutsche Automobilindustrie verschläft Fortschritt

  • Veröffentlicht am: 15. September 2005 - 13:00

Grüne kritisieren widersprüchliches Verhalten der Automobilindustrie zu Biokraftstoffen.

Dette: "Die technischen Möglichkeiten zu einer stärkeren Verwendung von Biokraftstoffen sind längst gegeben, die Automobilindustrie gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland!"

"Wir freuen uns über die jüngste Einsicht der Automobilindustrie, dass die Zukunft im Bereich der Biokraftstoffe liegt," äußerte sich Michael Dette, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen Ratsfraktion sowie Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft Verkehr Bündnis 90/Die Grünen Niedersachsen. Anlass ist der Vorstoß von Prof. Dr. Bernd Gottschalk, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), die deutsche Automobilindustrie sei für einen höheren Einsatz von Biokraftstoffen gerüstet. "Traurig ist nur, dass die Automobilindustrie auf der anderen Seite den vermehrten Einsatz von Biokraftstoffen blockiert und technische Neuerungen nicht offensiv genug angeht," so Dette weiter.

Die meisten Fahrzeuge erhalten von der Automobilindustrie keine Freigabe für Biokraftstoffe, den HalterInnen droht der Verlust von Gewährleistungs-, Garantie- und Kulanzansprüchen, wenn sie alternative Kraftstoffe nutzen. Dette: "Die Automobilindustrien anderer Länder, wie beispielsweise der europäische Vorreiter Schweden, haben längst auf neue technische Herausforderungen reagiert und setzen auf an den Kraftstoff anpassungsfähigere Fahrzeuge. Die deutsche Automobilindustrie muss aufpassen, an diese Entwicklungen nicht den Anschluss zu verlieren, um international wettbewerbsfähig zu bleiben." Gerade zu Zeiten steigender Energiepreise sei eine stärkere Unabhängigkeit vom Öl wichtiger denn je.

Hintergrund:

Hintergrund ist, dass z.B. Biodiesel bestimmte Kunststoffe wie Schläuche und Dichtungen besonders angreift, bei Bioethanol ist eine besondere Metall-Legierung nötig.

VDA-Präsident Gottschalk hatte in einer jüngst veröffentlichten Pressemitteilung eine Verdopplung der Beimischung von Biodiesel als technisch machbar bezeichnet, die Automobilindustrie prüfe zudem die Möglichkeit von einer Beimischung von 10 % Bioethanol zu Benzin.

Ohne jeden technischen Umbau ist schon jetzt eine Beimischung von mindestens 5 % Bioethanol möglich, bei einer Anpassung der Motorentechnik sind jedoch wesentlich höhere Beimischungsanteile machbar. So genannte Flexible Fuel Vehicle reagieren flexibel auf das jeweilige Mischungsverhältnis, in Schweden wird z.B. der Treibstoff E85 angeboten. Dieser besteht zu 85 % aus wasserfreiem Bioethanol und zu 15 % aus herkömmlichen Benzin. Länder wie Brasilien gewinnen schon seit Jahren Bioethanol aus Zuckerrohr und das zu Kosten, die deutlich unter dem Einkaufspreis von Rohöl liegen.