GRÜNE kritisieren Gerichtsbeschluss zu Bolzplätzen

  • Veröffentlicht am: 8. Dezember 2016 - 12:34

Drenske: „Am Ende müssen wir eine Mauer um die Eilenriede bauen!“

Pat Drenske, Umweltpolitischer Sprecher der Grünen Ratsfraktion, macht sich aufgrund des OLG-Urteils Sorgen um die städtischen Erholungs- und Freizeitflächen. "Vor lauter Sicherheit dürfen wir die Freiheit nicht vergessen", sagt er und ergänzt: "Politik und Verwaltung geben sich alle Mühe, das Leben in der Stadt so angenehm wie möglich zu machen. Und das mit Erfolg. Die Grünflächen in Hannover sind tolle Erlebnisräume. Aber es kann doch kein Mensch garantieren, dass der Aufenthalt unter freiem Himmel immer gefahrlos ist. Ich selbst habe mir mal bei einem Spaziergang in der Eilenriede den Fuß umgeknickt. Sollen wir da jetzt eine Mauer drum bauen um die Bürger vor dem Wald zu schützen?"

Drenske ergänzt: "Jeder Bürger muss selbst abwägen dürfen in wie viel Gefahr er sich bringt. Wenn ich im Park Fußball spiele, weiß ich, dass ich einen Ball auf die Nase bekommen oder mir eben den Fuß umknicken kann. Da ist es doch meine Entscheidung, trotzdem hinzugehen wenn ich gerne Fußball spiele. Das OLG Celle zwingt jetzt aber die Verwaltung zu einem Schritt, der höchst bedauerlich ist: Weil es offensichtlich Menschen gibt, die aus unvermeidlichen Störungen der Stadtgestaltung einen persönlichen Vorteil ziehen wollen, wird hunderten Anderen die Freiheit zum Aufenthalt auf unseren Erholungsflächen genommen."

Drenske fühlt sich an eine Geschichte aus den USA erinnert: "Ein Mann hat in seinem Wohnmobil auf der Autobahn den Tempomat angeschaltet, den Fahrersitz verlassen und begonnen sich einen Kaffee zu kochen. Nachdem das Wohnmobil in der nächsten Kurve in die Leitplanke gekracht war hat der Mann den Hersteller des Tempomaten verklagt und Recht bekommen. Haben wir solche irren Entscheidungen in Zukunft auch von deutschen Gerichten zu erwarten?"

Hintergrund:

Ein erwachsener Freizeitfußballer war im März 2015 auf einem Bolzplatz in Limmer in einer Mulde umgeknickt und hatte daraufhin gegen die Landeshauptstadt Hannover geklagt. Nachdem das Landgericht Hannover das Verschulden zunächst allein beim Kläger gesehen hatte, hat das Oberlandesgericht (OLG) in Celle im August dieses Jahres eine Teilschuld auch bei der Stadt Hannover gesehen und dem Kläger Schmerzensgeld zugesprochen. Aufgrund dieses Urteils hat die Stadt in den vergangenen Wochen sämtliche 147 öffentlichen Bolzplätze sowie die 97 Bolzplätze auf Schulanlagen auf mögliche Gefahren untersucht. Rund 60 dieser Bolzplätze wurden nach der Untersuchung von der Stadt nun vorsorglich kurzfristig gesperrt.