Krauthausen: "Inklusion ist kein Kinderfasching"

  • Veröffentlicht am: 30. April 2014 - 15:25

Raúl Krauthausen und Katrin Langensiepen lasen aus dem Buch ,,Dachdecker wollte ich eh nicht werden" und diskutierten gemeinsam am Dienstag Abend in Hannover über das Leben mit und ohne Behinderung.

Raúl Krauthausen, Aktivist und Rollstuhlfahrer hat am vergangenen Dienstag Abend auf Einladung der Grünen Ratsfraktion Hannover über sein Buch und über Inklusion diskutiert. Für ihn, der von sich selbst behauptet, viel Glück gehabt zu haben, muss besonders für die Inklusion im Arbeitsmarkt viel mehr getan werden. Grundlage dazu ist aber die Schulbildung.

 

Krauthausen sagte: "Es gibt zwei Sätze, die ich besonders hasse. Der eine ist "Nicht jedes Kind ist inkludierbar" und der zweite "Inklusion ja, aber nicht an Gymnasien"". In der weiteren Laufbahn müsse die Ausbildung zusammengeführt werden, außerdem müssen viele Mythen in den Köpfen der ArbeitgeberInnen revidiert werden. "Menschen mit Behinderungen als Aktivisten und Arbeitnehmer müssen einerseits Sand im Getriebe sein - zum Beispiel anhand der Strafabgabe für nicht erfüllte Quoten," führte Krauthausen aus, "wir müssen aber auch inspirieren und das Heft selbst in die Hand nehmen, damit die Leute von sich aus drauf kommen, wie unsere Arbeitsbedingungen verbessert werden können."

 

"Eine inklusive Schulbildung bringt einen erheblichen volkswirtschaftlichen Nutzen, die Politik sollte das durch die geplante Schließung der Förderschulen freiwerdende Geld komplett in die Regelschulen stecken - und nicht heimlich verstecken, wie sie es gerne tut." stellte Krauthausen fest.

 

Für ihn, so Krauthausen, sei Inklusion aber ein Entgegenkommen von beiden Seiten: "Inklusion ist kein Kinderfasching. Auch Menschen mit Behinderungen müssen für die Inklusion auf Sonderstellungen verzichten."

 

Ganz praktisch hat er folgenden Vorschlag für Hannover: "Zwei Busse habe ich hier in Hannover verpasst, weil die automatische Rampe kaputt war. In Berlin sind alle Rampen mechanisch, die BusfahrerInnen steigen aus und ziehen sie raus. Das hat zwar Auswirkungen auf die Arbeitsplatzbeschreibungen der FahrerInnen - aber die Klapprampen gehen einfach so gut wie nie kaputt!"

 

Raul Krauthausen hat aus seinem Buch "Dachdecker wollte ich eh nicht werden" gelesen, seiner Biografie, die sein Leben mit Rollstuhl ehrlich, pragmatisch und unterhaltsam beschreibt. Abwechselnd mit Katrin Langensiepen, sozialpolitische Sprecherin der Grünen Ratsfraktion wurde den interessierten Zuhörenden das Buch vorgestellt. Abschließend diskutierten sie gemeinsam mit dem Publikum über das Leben mit und ohne Behinderung. ,,Auch ein Mensch mit einer Behinderung kann ein A***loch sein", so Langensiepen, die selbst eine Behinderung hat. Auf den Titel kam Raul, als er seiner Mutter sagte, kein Abitur machen zu wollen. Seine Mutter erwiderte: "Das musst du auch nicht, aber bedenke, Dachdecker kannst du auch nicht werden."