Grüne OB Kandidatin kritisiert Entscheidung der "Saubermänner"

  • Veröffentlicht am: 25. August 2005 - 10:27

"Da "öffentlicher Anstand" und "Ordnung" im Stadtgebiet nun mit der Entscheidung des Polizeiprä-sidenten Klosa angeblich wieder hergestellt zu sein scheinen, kann ich mir die geschwollene Brust der Befürworter der massiven Eingrenzung des Straßenstrichs in Hannover bildlich vorstellen", so die OB-Kandidatin Ingrid Wagemann.

Wenn auch den Forderungen der Anwohner mit der Entscheidung Rechnung getragen wird, in der geplanten ECE-Einkaufsmeile dann ungestört dem Konsum gefrönt werden kann, so sind doch die Anliegen und Rechte der dort arbeitenden Frauen nach Ansicht der grünen OB-Kandidatin den Entscheidungsträgern völlig aus dem Blickfeld geraten.

"Die zeitliche und räumliche Eingrenzung des Straßenstrichs wird zu einem erhöhten Konkurrenzdruck unter den Prostituierten führen, der vermehrt Auseinandersetzungen nach sich ziehen wird" befürchtet Ingrid Wagemann.

"Wer sich die heute in den Zeitungen veröffentlichten Kartenausschnitte ansieht, braucht nicht viel Phantasie, um sich die zukünftige Situation der auf dem Straßenstrich arbeitenden Frauen vorzustellen" so die grüne OB-Kandidatin:

die Frauen müssen sich nun ein Fünftel der Fläche teilen, die Sie vorher zur Verfügung hatten;

durch die Teilung des Straßenstrichs müssen die Frauen bei Standortwechsel den Sperrbezirk queren und sind dort strafrechtlicher Verfolgung ausgesetzt;

die Anonymität der einzelnen Frau für z. B. vertrauliche Gespräche mit den Streetworkerinnen wird aufgrund der zu erwartenden Standplatzdichte nicht mehr gewährleistet und damit die Beratungsarbeit erheblich erschwert.

"Wir hatten mit unserem Koalitionspartner eine Lösung vorgeschlagen, die der scheinheiligen Doppelmoral im Umgang mit der Prostitution in Hannover ein Ende setzen und das Abwandern der Prostituierten in die Illegalität verhindern sollte," erläutert Wagemann erneut die Intention des rot-grünen Antrages und kritisiert damit auch das Hinwegsetzen des Polizeipräsidenten über den kommunalpolitischen Willen.

Die Kommunalpolitik hat auf die Klosa-Entscheidung nun zunächst keinen Einfluss mehr. Um jedoch den befürchteten Auswirkungen nicht tatenlos zuzusehen, fordert die grüne OB-Kandidatin eine Verbesserung der Beratungsangebotes für die Prostituierten vor Ort. Der städtische Ordnungsdezernent Weil hatte hierzu vor einiger Zeit Versprechungen gemacht. "Ich werde Herrn Weil an seine Versprechungen erinnern und mich für eine schnelle Umsetzung einsetzen!"