Grüne: Verhalten der Landesregierung gefährdet die Weiterführung der integrativen Kinderbetreuung.

  • Veröffentlicht am: 31. Mai 2012 - 16:51

Wagemann: Kinder, Eltern, Kitas und ErzieherInnen brauchen endlich Planungssicherheit!

Die Weiterbetreuung und Integration von unter dreijährigen Kindern mit Handicap in den hannoverschen Betreuungseinrichtungen nach den Sommerferien bleibt in den Wolken! Das landesweite ''Modellvorhaben zur gemeinsamen Betreuung von Kindern mit und ohne Behinderung im Alter von unter drei Jahren in Krippen und Kleinen Kindertagesstätten'' läuft am 31. Juli 2012 aus. Bis heute lässt die Landesregierung völlig offen, wie und auf welcher Grundlage die laufende Arbeit in den beteiligten Einrichtungen im August weitergeht.

„Die Stadt Hannover schafft Rahmenbedingungen für eine Anschlussbetreuung derjenigen Krabbelkinder mit Handicap, die in den Kindergarten wechseln. Wir in Hannover halten die integrative Betreuungsmöglichkeit für Kinder auch im Bereich U 3 für einen wichtigen Schritt in Richtung Inklusion und unterstützen den elterlichen Anspruch zur integrativen Betreuung auch in diesem Bereich. Dazu fehlen uns landesweite Rahmenbedingungen und Finanzierung. Stattdessen endet das Programm des Landes und keiner kann verbindlich sagen, wie es weitergeht.“ Ingrid Wagemann, jugendpolitische Sprecherin der Grünen im Rat der Stadt Hannover stellt einmal mehr die große Distanz zwischen landespolitischem Wirken und konkreten Arbeits- und Bedarfssituationen vor Ort fest.

Auch für Personal und Einrichtungsleitungen in den integrativen Krabbelgruppen ist eine unhaltbare Situation entstanden: Die extra für das Modellprojekt eingestellten HeilpädagogInnen wissen nicht, ob sie über den 31. Juli hinaus beschäftigt werden. Die Personalkosten sind nicht gesichert.

„Die Schlafmützigkeit der Landesregierung ist für uns ein unhaltbarer Zustand beim Ausbau der Krippenplätze, der Integration von Kindern mit Handicap und auch bei der Gewinnung von dringend benötigtem Fachpersonal. Als Kommunalpolitikerin und Bürgerin habe ich an das Land die eindringliche Bitte, für die Kinder, Eltern, Kitas und ErzieherInnen endlich für Planungssicherheit zu sorgen, “ sagt Wagemann.

Auch ein Abschlussbericht zur Modellphase liegt nicht vor. Im Zwischenbericht wurde die große Zufriedenheit aller Beteiligten mit der integrativen Arbeit bescheinigt und gleichzeitig festgestellt, dass die heilpädagogischen Stundenkontingente angehoben werden müssen.

„Ein Abschlussbericht sollte Aussagen darüber machen, welche fachlichen und finanziellen Bedingungen für die von uns allen gewollte integrative Betreuung im U 3 Bereich notwendig sind. Auch damit bleibt die Landesregierung hinterm Berg und stattdessen lieber bei Lippenbekenntnissen. Wir werden uns auch diesbezüglich an die Landesregierung wenden müssen“, konstatiert Wagemann.

Hintergrund:

Das Land Niedersachsen hat am 1.2.2010 ein Modell zur Integration von Kindern unter 3 Jahren in Krippen gestartet. Das Modell wurde wissenschaftlich begleitet und läuft am 31. Juli 2012 aus. Möglich ist die Förderung von Einzelintegration in einer Regelkrippe oder die Einrichtung einer integrativen Krippe mit 2 oder 3 Kindern mit anerkannter Behinderung. In beiden Varianten gibt es eine pauschale Eingliederungshilfe.

In Hannover nehmen 13 Einrichtungen am Modellprojekt teil. Fünfzehn unter Dreijährige mit Handicap werden im Modellprojekt gemeinsam mit Kindern ohne Handicap betreut.

Bis jetzt hat das Land Niedersachsen noch keine Anschlussbestimmungen festgelegt, die zur Weiterführung integrativen Betreuung von Kindern unter drei Jahren über den 31. Juli hinaus dringend erforderlich ist.

Der Jugendhilfeausschuss des Rats der Stadt Hannover hat in seiner Sitzung am 14. Mai 2012 über die Umstrukturierung einer Kindergartengruppe in eine integrative Gruppe beschlossen, um den dortigen Krippenkindern weiterhin die integrative Betreuung zu sichern.

Bündnis 90 / Die Grünen

Ratsfraktion Hannover

Ingrid Wagemann, Jugendpolitische Sprecherin