Grüne wollen rechtliche Sicherheit für Kinder mit zwei Müttern schaffen

  • Veröffentlicht am: 26. Mai 2014 - 15:36

Wagemann und Nolte-Vogt: „Elternschaft ist mehr als ein biologischer Fakt“

Zurzeit ist es gängige Praxis, dass die nicht biologische Mutter eines Kindes in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft vor der Adoption ein Adoptionspflegejahr einhalten muss. Damit soll sichergestellt werden, dass die Einzelpersonen zu einer Familie zusammen gewachsen sind und Beziehungen zwischen den einzelnen Familienmitgliedern bestehen.

„Nur weil es zwei Frauen sind, die sich gemeinsam für eine Schwangerschaft entscheiden, heißt es doch nicht, dass es eine Elternschaft auf Widerruf ist“, betont Ingrid Wagemann, jugendpolitische Sprecherin der Grünen Ratsfraktion. „Die Ungleichbehandlung zur gleichen Situation in einer heterosexuellen Partnerschaft ist unakzeptabel und muss endlich beendet werden!“

„Die biologische Verwandtschaft wird im bisherigen Verfahren höher gewertet als die gemeinsame Entscheidung für ein Kind“, fügt Sabine Nolte-Vogt, gleichstellungspolitische Sprecherin der Grünen Ratsfraktion, hinzu.

„Darüber hinaus zeigt das Vorgehen, dass die Realität bunter Familienformen noch nicht in den Amtsstuben angekommen ist. Es werden Modelle übertragen, die bei tatsächlichen Stiefkindadoptionen die Kinder schützen, in dieser Situation aber diskriminieren“, stellen Wagemann und Nolte-Vogt weiter fest:

„Daher fordern wir den Verzicht auf das Adoptionspflegejahr für Kinder, die in eine gleichgeschlechtliche Beziehung hineingeboren werden!“

Hintergrund:

In der heutigen Sitzung des Jugendhilfeausschuss (26.05.2014) wird der rot-grüne Antrag zum Verzicht auf das Adoptionspflegejahr bei Kindern, die in eine Lebenspartnerschaft von zwei Frauen hineingeboren worden sind, verhandelt.

Entscheiden zwei Frauen, die verpartnert sind, gemeinsam ein Kind zu bekommen, kann es nur eine von ihnen austragen. Bisher ist es in der LH Hannover gängige Praxis, dass die nicht-austragende Mutter analog zu einer Stiefmutter behandelt wird und ein so genanntes Adoptionspflegejahr abzuwarten hat, bevor sie auch zur Mutter mit allen rechtlichen Pflichten und Rechten wird. Anders ist dies in heterosexuellen Beziehungen: Der Mann wird mit der Anerkennung des Kindes sofort zum Vater mit allen Rechten und Pflichten.

Da dies sowohl die Kinder als auch die betroffenen Mütter diskriminiert, soll auf das Adoptionspflegejahr in diesem Fall verzichtet werden, analog zur Auffassung des Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte und des Bundesverfassungsgerichts.

Ratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen

Ingrid Wagemann, kinder- und jugendpolitische Sprecherin

Sabine Nolte-Vogt, gleichstellungspolitische Sprecherin