Rede zu Flüchtlingen in Hannover von Freya Markowis

  • Veröffentlicht am: 8. Oktober 2015 - 13:37

gehalten in der aktuellen Stunde im Rat vom 08.10.2015

Hannover war, ist und bleibt bunt – zu Beginn dieses Jahres lebten Menschen aus 186 Nationen in unserer Stadt. Größtenteils aus der Türkei und Polen. Vielleicht sind es jetzt schon mehr und andere Länder, aus denen Menschen zu uns kommen? Fast die Hälfte der Kinder in der Stadt hat einen Migrationshintergrund im engen Sinn. Und es werden immer mehr. Etwa 120 MigrantInnenselbstorganisationen bringen sich aktiv in die Stadtgesellschaft ein. Hannover wird von vielen gestaltet und geprägt und ist immer gut damit gefahren. Flucht ist nur ein Grund für den Zuzug. Hannover ist schon lange international. Und das ist gut so! Weil wir für die Unterbringung der Flüchtlinge zuständig sind und weil die Zahlen so stark steigen, sind sie im Moment im Zentrum der Aufmerksamkeit. Der Aufwand auf Verwaltungsseite, die adäquate Unterbringung und Betreuung dieser Menschen sicherzustellen, ist riesig und das Engagement vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt wirklich beispielhaft. Dafür herzlichen Dank.

Hannover hilft – Wie sie alle wissen: Nicht nur die Profis in der Verwaltung sind gefragt und aktiv in der Arbeit für und mit Flüchtlingen. Es ist überragend, wie groß die Hilfsbereitschaft der HannoveranerInnen ist, aber auch die Bereitschaft, sich mit den Neuen auseinander zu setzen. Die gegenseitige Neugier ist groß, echte Begegnung wird möglich. Viele Einzelpersonen, aber auch Sport- und Kulturvereine, die Bezirksräte, soziale Einrichtungen, der Unterstützerkreis Flüchtlingsunterkünfte Hannover e.V., die Unterstützungskreise in den Stadtbezirken und viele mehr setzen sich beispielhaft dafür ein, die geflüchteten Menschen bei uns willkommen zu heißen und sie bei der Ankunft zu unterstützen. Hinzu kommen die Profis in der Flüchtlingsarbeit, wie die MSOs, gEMiDe und das freiwilligenzentrum mit dem Willkommen-Projekt, die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter in den Unterkünften, das Integrationsmanagement der Stadt, die Flüchtlingsberatung bei kargah, beim Diakonischen Werk, bei der Caritas, bei der AWO. Und es gibt viele weitere kleinere und größere Organisationen. Auch Ihnen allen gilt mein großer Respekt und Dank.

Hannover heißt willkommen

Aber ich sage auch: Willkommen heißen reicht nicht. Die größten Herausforderungen stellen sich erst später, wenn es um echtes Ankommen geht. Hannover als neue Heimat mit vielleicht ungewohnten Gepflogenheiten muss kennengelernt werden. Die Menschen brauchen Arbeit und sollen ihre Potentiale einbringen können. Hier sind erste Schritte getan, aber noch viele weitere Schritte nötig.

Hannover wächst

Nicht zuletzt durch den Zuzug von vielen Menschen aus dem Ausland, unter anderem den Flüchtlingen. Die Politik der Abschottung Deutschlands der letzten zehn, fünfzehn Jahre hat zu einem starken Abbau der Ressourcen der Unterbringung und Beratung von Flüchtlingen geführt. Auch in Hannover. Jetzt ist es an uns, diese wiederaufzubauen. Schnell, damit alle ein Dach über dem Kopf haben. Aber auch langfristig müssen wir die Strukturen so gestalten, dass sie für allen Raum bieten: Neuzugewanderten, aber auch den hier geborenen und lange lebenden. Deshalb ist der Wohnungsbau so wichtig.

Hannover stellt sich gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus

Ja, es gibt vereinzelt auch in Hannover Schmierereien, Hakenkreuze und Sonnenräder und fremdenfeindliche Sprüche an Flüchtlingsunterkünften. Ja, wir haben eine Neonazistische Szene. Und wie überall in Deutschland springt diese auf den Zug Flüchtlingshass auf. Doch glücklicherweise sind es viel mehr, die sich gegen Rechtsextremismus und Rassismus positionieren. Im Januar dieses Jahres sah „Hagida“ sich 2500 Gegendemonstrierenden gegenüber. Das war das Hannover, wie wir es lieben. Das war mein Hannover, das auch die große Herausforderung Flüchtlinge stemmen wird.

Hannover steht ein für die Menschenrechte

Gerade in der aktuellen Diskussion, die in gute und schlechte Flüchtlinge, in richtige und falsche Fluchtgründe unterteilt, bleibt es unabdingbar festzuhalten: Wir sprechen über Menschen. Nicht über Kostenposten. Die Menschenrechte sind die Leitlinie unseres Handelns und werden sie auch bleiben. Alle Menschen haben das Recht auf ein gutes Leben. Und gut Leben, das kann man in Hannover.

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