Gast: Wir dürfen Familien nicht alleine lassen! Sie brauchen Kinderbetreuung UND Infektionsschutz.

  • Veröffentlicht am: 21. April 2020 - 14:28

Norbert Gast: Wir dürfen Familien nicht alleine lassen! Sie brauchen Kinderbetreuung UND Infektionsschutz.

Corona und Infektionsschutzmaßnahmen werden uns noch lange begleiten. Für Familien mit Kindern im Haushalt bedeutet dies gerade Monate dauernden Stresstest: Homeoffice, Homeschooling, Homecleaning, Homecooking, Homeplaying – die Liste lässt sich beliebig erweitern.

Corona betrifft zwar uns alle – einzelne Familien sind jedoch unterschiedlich betroffen. Wer ein Trampolin im Garten hat, hat es besser als die Familie in der Drei-Zimmer-Wohnung ohne Balkon. Wer Geschwister hat, wird sich derzeit eher glücklicher schätzen als das Einzelkind.

Und: Die Corona-Krise wird uns noch eine Weile begleiten, Normalität muss neu definiert werden. Dafür müssen wir für die Familien tragfähige Lösungen entwickeln!

Norbert Gast, Jugendpolitischer Sprecher der Grünen Ratsfraktion, dazu: „Was ist zu Corona-Zeiten mit dem Versprechen, dass die Gesellschaft Familien mit Kindern unterstützt, geschehen? Ist Familienfreundlichkeit nur etwas für Schönwetterzeiten? Normalerweise unterstützt die Gesellschaft durch Bildungs- und Betreuungsangebote sowie Angebote im Freizeitbereich. Die meisten der Betreuungs- und Freizeitangebote sind derzeit jedoch auf unbestimmte Zeit geschlossen.

Ich finde es skandalös, wie die Beratungs- und Entscheidungsgremien auf Bundes- und Landesebene die Familien belasten. Hier scheint Konsens zu sein, dass Eltern all die an sie delegierten Aufgaben schon erledigen werden. Das kann nicht auf Dauer funktionieren. Weder in ohnehin belasteten Familien, noch in Familien mit besseren Ressourcen.

Wir dürfen die Familien gerade jetzt nicht alleine lassen. Kinder brauchen bald wieder das Spiel mit anderen Kindern – das muss inklusive Infektionsschutz organisiert werden. Denn auch das vermittelt den Familien Sicherheit: Es muss gute Infektionsschutzkonzepte auch in Schulen und Kitas geben. Eltern dürfen nicht das Gefühl haben, abwägen zu müssen zwischen der sozialen Begegnung und Bildung ihrer Kinder und dem Risiko einer Infektion. Hier müssen die soziale Begegnung und der Infektionsschutz sorgfältig organisiert werden.

Deshalb appellieren wir an die Landesregierung, privat organisierte Betreuungsgruppen mit wenigen Kindern zu legalisieren. Wir regen in Hannover folgendes an:

  1. Kita-Notfallbetreuung komplett, kreativ und intelligent ausschöpfen, besonders für Alleinerziehende! Zum Beispiel müssen nicht alle Kinder jeden Tag betreut werden, an den Schulen wird das auch nicht für alle gelingen. Die Regelung des Landes ermöglicht flexible Konzepte, diese Spielräume soll die Kommune nutzen.
  2. Spiel- und Freiräume schaffen:
  • Temporäre Spielstraßen einrichten, auf denen Kinder sich mit Abstand bewegen können.
  • Vereinsflächen prüfen und ggf. betreut und mit Infektionsschutz freigeben.
  • Prüfen, ob Freizeitheime Räume zum Spielen anbieten können.
  • Prüfen, ob Spielplätze öffnen könnten. Z.B. mit Zugangsbegrenzung oder für Notgruppen.
  1. Transparente, niedrigschwellige Information der Hannoverschen Eltern über die Umsetzung des beantragten Kommunikationskonzepts. Eltern sind in der häuslichen Isolation besonders auf fundierte Informationsangebote angewiesen. Dies wäre auch eine Chance, Kontakte zu den Hannoverschen Familien zu etablieren (bspw. über eine App oder eine eigene Internetseite), die auch länger tragen könnten. Derzeit denken wir, dass eine Kommunikationslinie in die Familien auch für diese das Signal sein könnte: Ihr seid nicht alleine!“