Vier Stationen in „Soziale Stadt“-Sanierungsgebieten

  • Veröffentlicht am: 20. November 2013 - 11:41

Die Sozial-AG der Ratsfraktion unternahm am 26.09. eine Radtour durch Vahrenheide und Sahlkamp, denn dort stehen viele soziale Indikatoren (z.B. die Transferleistungsquote) auf Rot, u.a.:

  • die Transferleistungsquote,

  • der Anteil der Familien (davon viele Alleinerziehende),

  • der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund und

  • der Anteil der Älteren, die auf Transferleistungen angewiesen sind.

Im Wahlbericht zur Bundestagswahl 2013 wird dann von „benachteiligten Stadtteilen“ gesprochen. Vahrenheide und Sahlkamp gehören beide dazu. Die Analyse zur Bundestagswahl 2013 im Wahlbericht erklärt, dass es spezifisch für benachteiligte Stadtteile ist, dass die AfD dort relativ hohe Wahlergebnisse erzielt, und dass die Wahlbeteiligung gering ist. Vahrenheide ist beispielsweise einer der vier Stadtteile, in denen die Wahlbeteiligung unter 61 % lag (Sahlkamp: zwischen unter 61,0 bis 68,6). In beiden Stadtteilen sank die Wahlbeteiligung im Vergleich zur Bundestagswahl 2009 um zwischen 1,9 bis unter 2,9 %. Feststellung aus dem Wahlbericht: „Die Wahlbeteiligung weist ein klares „Reich-Arm-Gefälle“ in Hannover auf.“

An unserem Startpunkt am Vahrenheider Markt treffen wir Herrn Jarnot von StadtUmBau, der als Berater bei der Sanierung (die kurz vor dem Abschluss steht) mitgewirkt hat. Mit der Vahrenheider Marktzeitung unterm Arm erläutert er: „Viel ist erreicht, z.B. weniger Leerstände und die Sanierung der umliegenden Wohngebäude.“ Allerdings sprechen die aktuellen Sozialdaten eine deutliche Sprache, das Gebiet um den Markt gilt weiter als benachteiligt.

Unsere zweite Station führt uns zu Flais e.V. in der Dunantstr., einem Verein mit vielen Ideen. „In der Fundgrube ist immer was los, auch die Schulungen ist gefragt, hier sind Menschen mit tollen Lebensläufen.“ stellt Herr Behle vom Vorstand fest. Dieser Verein ist im Stadtteil verankert, genauso wie u.a. das Stadtteilforum und das Quartiersmanagement.

Auf dem Weg zu unserer dritten Station fahren wir am Märchensee vorbei zum Sahlkampmarkt. Hier ist die Spaltung zwischen Arm und Reich deutlich zu sehen: Über den Einfamilienhäusern thront die Betonburg am Sahlkampmarkt. Im Hof des Einkaufszentrums an der Schwarzwaldstraße (die es kurioserweise bei Google Maps nicht gibt) begrüßt uns der Quartiersmanager Herr Bodamer-Harig. „Der große Unterschied zwischen Vahrenheide und Sahlkamp,“ so Bodamer-Harig, „liegt darin, dass die Gebäude hier nicht der GBH gehören, sondern wechselnden Eigentümern. Dadurch wird’s schwerer, auch wenn Gespräche stattfinden.“ Wie es mit den teils sehr sanierungsbedürftigen Gebäuden hier weitergeht, ist ungewiss.

Zusetzt besuchen wir den Bildungsladen von Pro Beruf GmbH am hinteren Ende der Einkaufspassage. Frau Drzewiec und Frau Mittelstaedt von Pro Beruf begrüßen uns in den frisch renovierten Räumen. „Unser Angebot wird gut angenommen, wir haben zur Zeit mehr Anfragen von Jugendlichen als Kapazitäten.“ stellen die beiden fest. Die jungen Leute aus dem Stadtteil kommen zur Nachhilfe und zum Bewerbungstraining, auch die LehrerInnen kommen von hier – ein gelungenes Projekt von und für Anwohnende.

Unser Fazit: Wurden in Vahrenheide im großen Stil Wohnraumsanierungen erwirkt, könnte gerade dies am Sahlkamp aufgrund der Eigentümerstruktur schwierig werden. Umso besser, dass das Programm „Soziale Stadt“ die weichen Faktoren integriert. Es werden aber noch Dekaden vergehen, bis Quartiere wie Vahrenheide und Sahlkamp eine ausgeglichene Sozialstruktur aufweisen. Schlecht wäre es, wenn dies durch Verdrängung der Armen an den weiteren Stadtrand geschieht.

Die Aktivierung der Ressourcen im Stadtteil ist aber ein dickes Pfund, mit dem das Programm „Soziale Stadt“ wuchern kann. Wir werden uns dafür einsetzen, dass dies nachhaltig geschieht, und dass die aufgebauten nachbarschaftlichen Strukturen durch Hauptamtliche unterstützt und erhalten werden.

Zum Nachlesen:

Sozialbericht 2013 

Sanierungsgebiete

www.flais.de