Zukunftsenergien statt Retrokraftwerk

  • Veröffentlicht am: 6. Februar 2006 - 12:21

Grüne setzen auf dezentrales Großkraftwerk aus BHKW für die Stadt Hannover.

Dette: "Blockheizkraftwerke sind ökologisch sinnvoller als Kohle gefeuerte

Großkraftwerke in der Fläche und schaffen am Standort Hannover

Arbeitsplätze!?"

"Wir brauchen neue und innovative Energiekonzepte, das Zeitalter der

Atomkraftwerke und emissionsstarken fossilen Energiequellen ist vorbei,"

positioniert sich Michael Dette, energiepolitischer Sprecher der Grünen

Stadtratsfraktion, kritisch zu dem Ansinnen der Stadtwerke, sich am Bau

eines Kohlekraftwerks zu beteiligen. Bündnis 90/Die Grünen setzen sich für

die Entwicklung eines virtuellen Großkraftwerks mittels dezentraler

Blockheizkraftwerke (BHKW) in Hannover ein.

Dette: "Für ein Unternehmen der Klimaschutzregion Hannover ist ein

Kohlekraftwerk nicht vertretbar, die bisherigen Bemühungen zum Klimaschutz

würden dadurch ad absurdum geführt." Statt in antiquierte Formen der

fossilen Energiegewinnung Geld zu investieren, fordert Dette ein stärkeres

Engagement für ökologische Energieerzeugung. Blockheizkraftwerke

ermöglichen eine doppelte Nutzung von Stromerzeugung und Wärmegewinnung

vor Ort.

"BHKW stellen eine sinnvollere Lösung der Energiegewinnung dar, zudem

bringen sie lokal-wirtschaftliche Vorteile mit sich," begründet Dette den

grünen Vorstoß weiter. "Im Gegensatz zu dem an einem anderen Standort

geplanten Kraftwerksneubau schaffen BHKW neue Arbeitsplätze vor Ort im

Bereich von Produktion, Instandhaltung und Wartung. Ähnlich wie im Bereich

der Passivhäuser könnte die Region auch hier neue Maßstäbe setzen und eine

Vorreiterrolle einnehmen!"

Sollten die Stadtwerke eine höhere Energieleistung als die durch BHKW

abzudeckende Menge wirklich brauchen, so wäre die Beteiligung an einem Gas

und Dampfkraftwerk (GUD) weitaus sinnvoller. In der Ausführung als Gas und

Dampfkraftwerk, bei der die Wärme der Verbrennungsabgase eine Dampfturbine

antreibt und dadurch weiteren Strom erzeugt, ist eine gute

Energieausnutzung möglich, die zusätzlich anfallende Fernwärme könnte bei

einer Standortwahl in einem Ballungsraum optimal genutzt werden. "Ein

Kohlekraftwerk stößt 250 % mehr CO2 als ein GuD aus, Gas ist deutlich

energieeffizienter," verdeutlicht Dette.

In Zukunft sollen nach den Grünen auch Sterlingmotoren für die dezentrale

Strom- und Wärmeerzeugung für Wohnen, Büros und Industrie Anwendung

finden. Diese Wärmekraftmaschinen zeigen wichtige Qualitäten: Sie können

gut Biomasse wie Holzpellets nutzen, haben einen guten Wirkungsgrad, einen

geringen Raumbedarf, sind wartungs- und geräuscharm. Für ihre weitere

Entwicklung braucht es allerdings noch praktische Erfahrungen,

Pilotprojekte.

Hintergrund:

Die Stadtwerke Hannover planen gemeinsam mit einem Dritten einen

Kraftwerksneubau auf Kohlebasis für 600 bis 800 MW. Der Anteil der

Stadtwerke soll bei ca. 250 MW liegen. Ziel ist es hierbei, mit einer

verstärkten Eigenproduktion auch Strom für den Bedarf außerhalb der Region

zu produzieren, statt Strom über die Börse anzukaufen. Hannover ist nach

Informationen der Grünen schon heute der größte Produktionsstandort beim

Bau von BHKW.