Neue Wege für das Ihmezentrum

  • Veröffentlicht am: 21. November 2005 - 16:56

Unter dem Motto "Betonburg oder Zukunftsobjekt" diskutierte die grüne OB-Kandidatin Ingrid Wagemann mit verschiedenen Gästen über die Zukunft des Ihmezentrums. Investor Engel stellt seine neuen Pläne und Konzepte zur Revitalisierung vor.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Wagemann will[]s wissen" brachte Ingrid Wagemann am Freitag, den 18. November 2005, Akteure aus verschiedenen Bereichen an einen Tisch. Rund hundert Gäste waren gekommen, um sich über den aktuellen Stand der Pläne für das Ihmezentrum zu informieren und Lösungswege zu diskutieren.

"Komplettes Umdenken notwendig"

[pic1]

"Das Ihmezentrum entspricht in seiner derzeitigen Verfassung nicht mehr den Ansprüchen des Einzelhandels, ein komplettes Umdenken ist hier notwendig," leitete Frank-Michael Engel, Mehrheitseigentümer des Ihmezentrums, seinen Vortrag über die neuen Pläne zur Revitalisierung ein. Zu lange habe er an dem Glauben festgehalten, das Objekt könne mit dem vorhandenen Potential wiederbelebt werden. "Dies ist mir nicht geglückt," äußerte sich Engel selbstkritisch. Das Erdgeschoss des Ihmezentrums soll nun zu einem Fachmarktzentrum umgebaut, die Ladenpassage auf der Sockelebene begrünt und neu gestaltet werden. Bereits im April 2006 ist der Beginn der Bauarbeiten in der Ladenpassage geplant. Die Stadt hat zugesichert, sich mit über zwei Millionen Euro zu beteiligen und eine Fläche von über 6500 Quadratmeter für die Verwaltung anzumieten. Dazu muss Engel jedoch bis zum Ende des Jahres eine Vermietung von 70 % für die Gewerbeflächen nachweisen.

"Dem Ihmezentrum muss das Monströse genommen werden, dazu wird es zu allen Seiten geöffnet," formulierte Engel seine Vision zur Umgestaltung.

[pic2]

"Einwohner müssen Plus-1-Ebene in Besitz nehmen"

Reinhard Tydecks, Fraktionsvorsitzender der Bezirksratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen Linden-Limmer, positionierte sich kritischer zu Engels Konzept: "Die Bewohner des Ihmezentrums müssen die Plus-1-Ebene in Besitz nehmen, sonst ist es nicht möglich, diese lebendig zu gestalten." Tydecks äußerte die Befürchtung, dass sich im Ihmezentrum soziale Problemfälle konzentrieren und eine "Verslumung" einsetzen könnten. Besonders sprach er hierzu das Gebäude 1 an, in dem sich soziale Probleme konzentrieren würden und vom Rest abgekapselt seien.

"Ihmezentrum als Plattform für Kunst und Kultur"

"Die Menschen müssen sich ihre Lebensräume selbst neu erschließen," formulierte Iyabo Kaczmarek, Künstlerin am Ihmezentrum und Initiatorin des "Wohnraumattelliers", ihre Vorstellung einer Wiederbelebung des Areals. Kaczmarek forderte eine weitere Öffnung des Ihmezentrums für kulturelle Projekte, um dem Ort ein anderes Gesicht zu geben. Kaczmarek: "Ich empfinde das Ihmezentrum nicht als abschreckend, es muss ein anderes und neues Publikum ansprechen."

"Lebensraummaschine Ihmezentrum"

"Das Ihmezentrum war ursprünglich als eine Lebensraummaschine konzipiert, die Leben und Arbeit konzentriert," äußerte sich Klaus Habermann-Nieße, Stadtplaner und Architekt, zum Ihmezentrum. "Heute haben wir eine andere Gesellschaft, die stärker individualisiert ist und anderen Konsummuster folgt." Habermann-Nieße charakterisierte das Ihmezentrum als einen Ausdruck einer bestimmten Baukultur. Er wertete die aktuelle Situation auch als Chance für einen Neubeginn. "Am Monströsen kann man arbeiten, das Problem ist die Leere," definierte er die aktuelle Lage.

[pic3]

"Vorurteile werden gezielt geschürt"

Die Veranstaltung bot auch den BewohnerInnen des Ihmezentrums die Möglichkeit, zu Wort zu kommen und Kritik und eigene Visionen zu äußern. Einige warfen der Stadt und Engel vor, sie im Stich zu lassen und die Öffentlichkeit zu belügen. Andere äußerten sich kritisch zur Berichterstattung über das Ihmezentrum. "Es werden gezielt Vorurteile geschürt, wie schlecht hier alles sei. Aber das ist nicht wahr, wir Bewohner leben gerne hier," meldete sich eine Bewohnerin zu Wort.

"Das Ihmezentrum wird niemals der Mittelpunkt von Linden sein, aber es kann wieder zu einem attraktiven Teil werden," kommentierte Ingrid Wagemann als Moderatorin abschließend die Diskussion. "Wir haben viele Stimmen und Meinungen gehört. Ein abschließendes Ergebnis kann es hierzu nicht geben, die Diskussion muss weiter gehen.